Einführung
In diesem Modul werden wir das Konzept der doppelten (oder mehrfachen) Diskriminierung untersuchen, was die häufigsten Situationen der Diskriminierung sind und mit welchen Barrieren Migrant:innen mit Behinderungen konfrontiert werden könnten.
Die Relevanz dieses Themas ergibt sich vor allem aus der Zunahme von Migration, zu denen auch Menschen mit Behinderungen gehören. Dadurch erfordert das Thema auch ein Umdenken bei den Dienstleistungen und öffentlichen Angeboten. Der Ausdruck "doppelte" (oder "mehrfache") Diskriminierung wird verwendet, um die Ausgrenzung "gegen eine Person aufgrund von mehr als einem Kriterium" zu bezeichnen. (2008, P. Uccellari)
Diskriminierung kann auf vielen Aspekten beruhen: Geschlecht, Gender, Sexualität, Alter, ethnische Zugehörigkeit, Behinderung und jeder Aspekt der Identität einer Person.
Das Konzept der Diskriminierung entsteht nicht nur und nicht so sehr aus dem Vorhandensein eines Unterschieds, sondern aus der Leugnung von Unterschieden: nicht jeder Mensch kann einfach das sein, was er ausschließlich durch die Beseitigung seiner natürlichen Eigenheiten ist.
Lernresultate
- Die Lernenden werden in der Lage sein zu verstehen, was doppelte Diskriminierung bedeutet. Sie werden diese erkennen und Barrieren zu analysieren können, auf die Migranten mit Behinderungen in verschiedenen Umgebungen (hauptsächlich im Bildungs- und Arbeitskontext) treffen. Die Lernenden werden auch mit dem damit verbundenen rechtlichen Rahmen vertrauter.
- Die Lernenden werden wissen, dass nicht nur Behinderung eine Ursache für Diskriminierung sein kann, sondern auch Geschlecht, Sexualität, Alter, ethnische Zugehörigkeit und jeder Aspekt unserer Identität verschiedene Konsequenzen im Lebensweg haben kann.
- Den Lernenden werden Denkanstöße gegeben, um eine eigenständige und weiterführende Recherche zum Thema zu starten.
Anforderungen
Die Lernenden müssen nicht bereits über besondere Kenntnisse oder Fähigkeiten verfügen. Natürlich werden sie sich in diesem speziellen Thema umso wohler fühlen, je mehr sie bereits über Behinderung und Migration wissen. Der Vorschlag ist, zuerst die vorangehenden Module "Diskriminierung“, "Migration" und "Behinderung" durchzugehen.
Inhalt
Anregungen zum Nachdenken
- Ist es möglich, die Präsenz von Menschen mit Behinderungen zu quantifizieren, die im Erwachsenenalter in ein bestimmtes Land eingewandert sind? Ist es möglich, die Behinderung zu spezifizieren und die Menschen für jede Behinderung zu quantifizieren?
- Wo fragen Migrant:innen mit Behinderung nach Dienstleistungen und öffentlichen Angeboten, wenn sie in Ihrem Land ankommen? Haben sie Kontakt mit einem Migrationszentrum oder einem Zentrum, das Dienstleistungen und Angebote für Menschen mit Behinderung anbietet? Wie erkennen sie sich selbst: als Migrant:innen, als Menschen mit Behinderung oder als eine Kombination? Wie sehr beeinflusst die Kultur ihre Identität?
- Welche Angebote gibt es für ausländische Menschen mit Behinderung in Ihrem Land? Und in welche Richtung könnte man die Organisation der Dienstleistungen in Ihrem Land verbessern, um das Angebot für Migrant:innen mit Behinderung zu erweitern?
- Über welche Art von Sprache verfügen gehörlose Migrant:innen? Welche Sprache und welche Kompetenzen können sie im Gastland erlernen?
Erfahrungen
Hier sind einige Beispiele guter Praktiken, weitere Hintergrundinformationen oder Inspirationen:
Projekte:
Stimmen von und über Menschen mit Migrationshintergrund und Behinderungen:
Auf Englisch:
Empfohlene Lektüre und Ressourcen
Auf Englisch:
Zusammenfassung des Moduls
- Menschen mit Behinderungen haben täglich mit vielen physischen, wirtschaftlichen und kulturellen Barrieren zu kämpfen. Sie sind einem hohen Risiko ausgesetzt, diskriminiert zu werden, da nicht jede:r "Unterschiede" akzeptiert oder einen Reichtum in ihnen sieht. Aus einem Migrationskontext zu kommen ist ein Merkmal, das die Person noch stärker der Diskriminierung und Isolation aussetzt, da weitere Faktoren der Differenz hinzukommen.
- Migrant:innen und Geflüchtete stehen auch vor einer sprachlichen Barriere. Sprachen sind mit kulturellen und gesellschaftlichen Praktiken verbunden. Ein bedeutendes Ziel, um ihre Situation vollständig zu verstehen, ist es, den gesellschaftlichen Hintergrund zu kennen und zu wissen, wie man die Kommunikation organisiert.
- Gehörlose Migrant:innen, die im Erwachsenenalter im Aufnahmeland angekommen sind, müssen sich mit der "Wahl" der Sprache in Bezug auf viele Faktoren auseinandersetzen: die Familie (bestehend aus gehörlosen oder hörenden Mitgliedern); die Methode, mit der sie erzogen wurden (Gebärdensprache oder mündliche Sprache); das Niveau der Schulbildung in ihrem Herkunftsland; der gesetzliche Rahmen im Aufnahmeland in Bezug auf Schule, Behinderung und Inklusion.
- Wenn wir über Migrant:innen mit Behinderungen sprechen, sprechen wir auch von doppelter Diskriminierung: Es bedeutet die Diskriminierung sowohl aufgrund der Behinderung als auch aufgrund der Herkunft aus einem anderen Land. Von Mehrfachdiskriminierung müssen wir aber sprechen, wenn mehrere Faktoren (Behinderung, Herkunft, Geschlecht, Klassenzugehörigkeit) dazu führen, dass die Person in den verschiedenen Umgebungen (Schule, Arbeitsplatz, Hobbys...) Opfer einer Isolierung von der Gesellschaft wird. Zum Beispiel ist eine Frau mit Behinderung aus einem anderen Land aufgrund ihrer Geschlechtsmerkmale einem höheren Risiko ausgesetzt, von der Gesellschaft diskriminiert zu werden.
Gruppenaktivität
Bewusstsein für soziale Experimente: Diese Aktivität soll den Teilnehmenden die Bedeutung von "Diskriminierung" bewusst machen. Die Aktivität wird in einer Gruppe durchgeführt.
Der Trainer oder die Trainerin bereitet so viele Blätter vor, wie es Teilnehmende gibt: auf jedem Blatt, das zufällig aus einer Tüte gezogen wird, wird eine Identität beschrieben, zum Beispiel "Du bist ein chinesisches Kind, das in Paris lebt. Deine Familie ist eine sehr traditionelle Familie". Alle Teilnehmenden stellen sich in einer Reihe auf, der Trainer liest einige Sätze (Rechte) vor. Die Teilnehmer mit jenen Identitäten, die dieses Recht genießen oder dieser Aussage zustimmen können, dürfen einen Schritt nach vorne machen.
Wir schlagen vor, zuerst die Aktivität durchzugehen und dann eine Fokusgruppendiskussion unter der Moderation des Trainers oder der Trainerin zu führen.
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Quellenangaben